Herdenschutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe auf Weidetiere
Seitdem Wölfe wieder in Deutschland heimisch wurden, wachsen die Wolfsbestände in Deutschland jährlich um mindestens 30 Prozent. Somit findet alle 3 Jahre eine Verdoppelung der Bestände statt!
Nach anfänglich Schafen und Ziegen werden zunehmend auch große Weidetiere wie Rinder und Pferde gerissen. So gab es Jahr 2020 unter ihnen nachweislich insgesamt fast 4000 Opfer (ungeachtet einer hohen Dunkelziffer).
Mit Herdenschutzmaßnahmen sucht man Abhilfe.
Dazu gehören Elektrozäune und Herdenschutzhunde. Letztere erfordern Bedingungen, die nur ein Bruchteil der Tierhalter erfüllen kann.
In einzelnen Bundesländern gibt es dazu diverse Fördermaßnahmen.
Für Niedersachsen gilt:
https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/35037_Richtlinie_Wolf➚.
Demnach werden derzeit für Schafe und Ziegen mobile oder Festzäune gefördert, und zwar schon präventiv. Dies ist aber nach wie vor eine gedeckelte, nicht einklagbare „Billigkeitsleistung“.
Für Rinder und Pferde hingegen gibt es regionale Regelungen, allerdings erst nach mehreren Riss-Ereignissen im Umkreis, mit genetischem Nachweis.
Probleme trotz Herdenschutzmaßnahmen:
Schon der Anblick und Geruch von Wölfen, die sich außerhalb der „wolfsabweisenden“ Zäune befinden, kann bei Weidetieren Panik und Fluchtverhalten auslösen. Dabei wird manchmal der Zaun durchbrochen, so dass die Wölfe freie Bahn haben.
Manche Wölfe überspringen selbst hohe Stromzäune oder untergraben sie. Ihr Lernvermögen geht sogar so weit, dass sie Herdenschutzhunde ablenken und austricksen.
Nicht nur für Weidetiere besteht bei Wolfsangriffen Gefahr, sondern auch für Menschen, wenn nämlich die panischen Tiere auf Straßen und Schienen gelangen und zur tödlichen Gefahr werden. Mit unkalkulierbaren Haftungsrisiken für ihre Halter!
Außerdem können sich Weidetiere, bei Flucht- oder Abwehrverhalten, auch selber am Zaun verletzen, gerade wenn es sich um mehrreihige Drahtzäune für Rinder und Pferde handelt, die mehrere hundert Kilo Bruchlast besitzen.
Mit hoher Spannung betriebene Zäune stellen zudem eine tödliche Gefahr für andere Tiere dar, wie z.B. Kröten, Hasen oder Vögel. Zuweilen verfangen sich Rehe oder Hirsche darin.
Nicht zuletzt zerschneiden wolfabweisende Zäune den Lebensraum wildlebender Tiere und stehen dem ökologischen Prinzip der Biotopvernetzung entgegen.